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«Ganz aufzuhören im Job war keine Option»

Hansjörg Honegger, langjähriger Partner und Content-Chef bei tnt-graphics, wird 65. Wie es ihm dabei geht und welche Pläne er hat, erzählt er gleich selbst.

Text: Hansjörg Honegger
Fotos: Daniel Brühlmann, Hansjörg Honegger
«Ganz aufzuhören im Job war keine Option»

Jetzt ist es also so weit. Ich bin pensioniert. Behauptet zumindest der Staat, der mir eine AHV auszahlen möchte. Das ist zwar fast wie Weihnachten, aber leider auch ähnlich unerwartet: «Waaaas? Schon in zwei Wochen?». Rein theoretisch beschäftigt mich der Gedanke an meine Pensionierung (und immer als mehr oder weniger heimlicher Mitfahrer jener ans Altwerden) schon einige Jahre. Ich besuchte gemeinsam mit meiner Frau ein Seminar zum Thema «Vorbereitung auf die Pensionierung». Wir zeichneten dort Kärtchen, redeten über Wünsche und Ängste und lernten, wie wichtig die richtige Ernährung im Alter ist. Ausserdem diskutierte ich das Thema lebhaft mit meinen Freunden. Einer hat das bereits hinter sich und wirkt seither jeden Tag jünger, weil er so viel Sport macht. Ein anderer wäre seit einem Jahr pensioniert, arbeitet aber einfach weiter. Ein Dritter konnte es sich leisten, 3 Jahre früher aufzuhören (FIRE, hier eine Anleitung, bei mir hats nicht funktioniert), tat aber bis zum letzten Arbeitstag so, als ginge ihn das alles gar nichts an. Auf die Frage, wie er sich denn die Pensionierung vorstelle, antwortete er meist wortreich, wie er seine restlichen Projekte noch auf Kurs bringen müsse.

Mit der Pensionierung hat Hansjörg Honegger mehr Zeit für die Vogelfotografie – seine Arbeit bei tnt-graphics wird er dafür trotzdem nicht ganz niederlegen.

Das war hilfreich! Im Ernst. Meine Einstellung zu der ganzen Sache ist heute eine Mischung all meiner Freunde, angereichert mit gesunder Ernährung und ungesunden Ängsten. Ich war fest entschlossen, meine Pensionierung für meine Kolleginnen und Kollegen nicht zur Zumutung werden zu lassen. Will heissen: frühzeitige Organisation der Übergabe, saubere Ablösung bei den Zuständigkeiten, langsames Loslassen. Ich reduzierte auf 60 Prozent und hatte dadurch mehr Zeit als auch schon. Mehr zufällig schaffte ich mir ein E-Bike an (eine Geschichte, in der das steile Züricher Oberland, eine locker auf ihrem E-Bike davonfahrende Ehefrau und verletzte männliche Eitelkeiten zentrale DarstellerInnen waren) und entdeckte schnell die pure Schönheit des Dahinradelns. Ich habe das Privileg, praktisch in Steinwurfweite zu einem wunderbaren Naturschutzgebiet zu leben und begann – nach einer Pause von gut 40 Jahren – wieder, Tiere zu fotografieren. Vögel, um genau zu sein. Kleine Vögel, die gern rumhüpfen und keine Sekunde stillsitzen wollen. Diese wunderbare Zufriedenheit über das eine Bild mit annehmbarer Qualität aus 1000! Wer wirklich gute Bilder sehen möchte, kann gern mal diesen Link besuchen.

Ganz aufzuhören im Job war keine Option für mich. Wozu auch? Ich habe 47 Jahre Berufserfahrung. Ich bin fit und geistig auf der Höhe (das sagen alle), arbeite gern, diskutiere gern mit KollegInnen und KundInnen. Und ausserdem: Die Boomer sind wichtig, durfte ich kürzlich lernen, als ich einige Texte für einen Kunden schrieb (auch hier und hier). Die Recherche gab mir zu denken: Welches Bild hat die Gesellschaft von einem 65-jährigen? Und warum decken sich diese Vorurteile so gar nicht mit beispielsweise meiner eigenen Erfahrung? Ich freue mich darum, einige Projekte (beispielsweise diesesjenes oder das) weiterhin begleiten zu dürfen. Der Rest wird sich ergeben. Mal schauen, wie lange es noch dauert, bis ich nicht nur alt bin, sondern mich auch so fühle (besonders gefallen mir die Buchstaben U und L).

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